Das Internet ist zur stärksten Waffe der Wahrheit geworden. Machen wir auch in Südtirol Gebrauch davon!

Sonntag, 13. Februar 2011

Durnwalder und die 150 Jahrfeier zur italienischen Einheit: Wirklich kein Grund, um abzubiegen?

Als der Landeshauptmann von Südtirol, Luis Durnwalder, allen klar machte, nicht an den offiziellen Feierlichkeiten zum 150. Jahrtag der Einheit Italiens teilnehemen zu wollen, brach auf Südtirol ein italienischer Sturm der Entrüstung los. Luis Durnwalder begründete seine Entscheidung damit, dass Südtirol nach dem ersten und zweiten Weltkrieg unrechtfertig und gegen den Willen  der Bevölkerung Italien zugesprochen wurde: Die Repressionen des Faschismus und die agressive Italienisierungspolitik der Nachkriegszeit haben das ihrige dazu beigetragen, dass Südtirol wirklich keinen Grund hat, Italien bei einer Feier hochleben zu lassen. 
Noch vor kurzem wurden solche oder ähnliche staatskritischen Aussagen der deutschsprachigen Oppostion von der SVP und ihrem Parteiblatt "Dolomiten" als Zündeleien und gefährliche Provokationen abgestempelt. Was Durnwalder dazu veranlasste nun selbst zu "zündeln" und zu "provozieren" mag dahingestellt bleiben. Er kann sich mit dieser Haltung  jedenfalls einer breiten Unterstützung von Seiten der deutsch- und ladinisch- sprachigen Bevölkerung gewiss sein. Ob ein Söldnerjournalist der "Dolomiten" wie Arnold Sorg aus machtpolitischem Kalkül seines Brotgebers in Zukunft noch einmal heimatliebende Südtiroler als Provokateure und Zündler ausmacht oder mit diesen Ausdrücken nun doch lieber jene bezeichnet, welche gegen heimatliebende Südtioler direkt oder indirekt mithelfend italienischen chauvinistischen Nationalismus ausleben oder fördern, bleibt auch dahingestellt. 
Die Heftigkeit der Reaktionen auf Durnwalders Aussagen haben viele überrascht, wohl auch den Landeshauptmann selbst. Alle italienischen Zeitungen widmeten diesem Thema umfangreiche Artikel. Sogar Italiens Staatspräsident Napolitano schaltete sich ein, um den Südtirolern klar zu machen, dass sie Italiener seien und  gefälligst an der gemeinsamen Staatsfeier Italiens teilzunehmen hätten. Die Foren der nationalen online Medien quollen über mit aufgebrachten und zum Teil gehässigen Kommentaren: Aufrufe zum wirtschaftlichen Boykott gegen Südtirol, beleidigte Empörungen, wie undankbar Südtirol gegenüber Italien doch sei, drohende Forderungen, den Südtirolern ihre Sonderautonomie samt finanziellen Mitteln wieder wegzunehemen bis hin zur Aufforderung, die Südtiroler sollten schnellstens über den Brenner auswandern, wenn es ihnen in diesem Staate nicht passen würde. 
Besorgniserregend ist die Tatsache, dass nicht nur zahlreiche Italiener aus allen Teilen des Staates in den Zeitungsforen solche nationalistische Äusserungen von sich gaben, sondern italienische Politiker und italienische Zeitungen selbst. So meinte etwa der Bürgermeister von Turin, Sergio Chiamparino, die Haltung der Südtiroler zur italiensichen 150 Jahrfeier sei ein Skandal, der nach Rache ruft: "Prendono i soldi dall` Italia e fanno il Radetzky". In dieselbe Kerbe schlug beispielsweise auch die Zeitung "Il Tempo" ein. Sie schreibt doch tatsächlich vom natürlichen Recht Italiens auf die Brennergrenze und schimpft über die undankbaren rückwärtsgewandten Südtiroler, welche auf Kosten der Italiener lebten.
Angesichts dieser Reaktionen, welche einem wie ein Offenbarungseid der wahren Haltung sehr vieler Italiener und ihrer offiziellen Politiker gegenüber Südtirol vorkommen, wird sich auch ein Ebner-Journalist wie Günther Heidegger fragen müssen, ob es für Südtirol wirklich keinen Grund gibt, um abzubiegen. Vielleicht widmet Heidegger ja seinen nächsten Leitartikel in der "Dolomiten" lieber den Südtiroler Schützen, welche als Reaktion auf Napolitanos Brief an Durnwalder unmissverständlich feststellten, dass Südtirol sich eher heute als morgen von Italien verabschieden sollte.