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Samstag, 1. Januar 2011

Manipulation und Propaganda des Tagblattes “Dolomiten“- Eine Analyse – II.Teil: "Der Nazi-Link Skandal"






Am 29. Mai 2009 titelte die Dolomiten Zeitung gross auf der ersten Seite: "Schützenbund/Skandal - Über Schützen zum Nazi-Link - Link auf homepage führt zu Nazi Material".  Ein Titel, der in seiner reisserischen Form als erste Schlagzeile des Tages  jedem sofort klarmachen will: das hier ist ein unglaublicher Skandal von überaus wichtiger Relevanz . Allein die im Titel gebrauchten Wörter "Nazi-Link" und "Nazi Material" erwecken sofort Assoziationen zu schlimmsten Vergehen. Erst im Text unter dem Titel erfährt der Leser dann, dass es sich hier um Nazi Lieder handelt, auf welche der Südtiroler Schützenbund (SSB) auf seiner homepage verweise. Im Hauptarikel zitiert dann der Autor des Artikels ausführlich Liedtexte aus besagten Nazi Liedern, in denen der antisemitische Rassenwahn des Dritten Reiches bezeugt wird und dem Leser unausgesprochen an die grausamen Verbrechen des Holocaust erinnern. Weiters wird erleutert, dass die deutsche Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien einen Link auf dieser Nazi Seite hat anbringen lassen, der Jugendliche dazu auffordere, diese Seite zu verlassen. So wie der Artikel verfasst wurde, bekommt man den zwingenden Eindruck als habe der Beschuldigte, in diesem Fall der für die damalige SSB  homepage verantwortliche Elmar Thaler, in voller Kenntis der Dinge und  in voller Absicht diesen Link zu Nazi-Liedern auf die homepage gesetzt.  Der angegriffene Südtiroler Schützenbund  wurde vor dem Erscheinen des Artikels freilich nicht darüber befragt und ihm wurde somit die Möglichkeit einer unmittelbaren Stellungnahme oder Erklärung verwehrt. Was war nun geschehen?

Im Jahr 2000 wurde auf der Internetseite des SSB ein Link ins Linkregister gestellt, welcher auf eine umfassende Liedersammlung von Deutschen Volksliedern verweist. Dieser Link war ein direkter Unterlink der Seite "ingeb.org." welche ihrerseits eine grosse Sammlung von über 20.000 Volksliedern aus aller Welt darstellt. Der Ersteller dieser in Nordamerika registrierten Internetseite, setzte es sich offenbar zur Aufgabe, eine weltweit  möglichst vollständige Liedersammlung zu erstellen, welche die verschiedenen geschichtlichen Epochen widerspiegeln sollten. So finden sich in der Deutschen Sammlung neben vielen hunderten von Liedern auch ein paar Lieder, welche aus der Zeit des Nationalsozialismus stammen, aber auch Lieder aus dieser Zeit, welche den Nationalsozialismus parodieren und verspotten. Nach Bekanntwerden des „Skandal“ Artikels, der in seiner Inszenierung begleitet und sekundiert vom "Dolomiten" online Portal "stol.it" für allgemeinen Wirbel und Empörung sorgte, wurde der Link von Elmar Thaler auf der homepage des SSB unmittelbar entfernt. In einer ersten Stellungnahme bedauerte er, nicht gewusst zu haben, dass unter dem Link auch einige Nazi-Lieder zu finden sind. Er entschuldigte sich auch, es verabsäumt zu haben, alle Lieder in ihren Inhalten zu überprüfen. Wie er selbst zugab, ein dummer und  peinlicher Fehler. Der verantwortliche Bundesgeschäftsführer Thaler versicherte aber auch noch einmal mit Nachdruck, dass der SSB jede Form von Faschismus und Nationalsozialismus zutiefst verurteilt. 

Elmar Thaler stellte dann eine relativ einfache Internetreserche an, welche problemlos mit von jedermann zugänglichen Suchmaschinen im Netz jederzeit durchgeführt werden kann. Er tat also das, was an und für sich jeder seriöse Journalist in diesem Zusammenhang vor dem Schreiben eines Artikels zu diesem Thema getan hätte, würde er den Anspruch  erheben  objektiv für eine seriöse Zeitung zu arbeiten. Denn wie sich bald herausstellte, waren es nicht nur die Südtiroler Schützen, die es unterlassen haben, die Internetseite "ingeb.org" gründlich und gewissenhaft in all ihren Inhalten  zu überprüfen, sondern auch viele andere öffentliche Institutionen, Vereinigungen oder Organisationen. Es ist wohl davon auszugehen, dass die Deutsche Bischofskonferenz , das Österreichische Bundesministerium für Schule oder die deutsche Pfadfindervereinigung genausowenig wie der Südtiroler Schützenbund es sich mit voller Absicht zur Aufgabe gestellt haben, mit einem Link auf  Nazi-Lieder zu verweisen. Alle diese erwähnten Organisationen und noch einige mehr hatten nämlich genau denselben Link "ingeb.org" auf ihrer Linksammlung wie der SSB. 

Damit nicht genug. Auch das Amt für Italienische Sprache und Kultur der Provinz Bozen Südtirol benutzte für eine russische Liedersammlung einen Unterlink von "ingeb.org.", genau diesselbe ominöse Seite also, von der man aus leicht die erwähnten  Nazilieder anklicken kann. Die "Dolomiten" Zeitung befand es jedoch offenbar als nicht notwenig, dies herauszufinden oder falls sie davon wusste, dies im Artikel zu erwähnen. Das hätte freilich ein völlig anderes Licht auf diese Geschichte geworfen und den reisserischen Titel über Schützen und Nazi Material nicht möglich gemacht. An Absurdität kaum zu überbieten bezeugt auch die erst viel später entdeckte Tatsache, dass das "Dolomiten" Verlagshaus Athesia selbst in der von ihm herausgegebenen  Zeitschrift "Der Schlern" den Link "ingeb.org" anführt. 
Dem Südtiroler Tagblatt ging es nicht um Objektivität und Aufklärung. Das kommt auch in der tatsachenverdrehenden Art und Weise hervor, wie die Zeitung die Bundesprüfstelle im Artikel erwähnte. Die "Dolomiten" behauptete nämlich, dass die deutsche Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien einen Warnhinweis auf der Seite "ingeb.org" anbringen liess, um darauf aufmerksam zu machen, dass es sich hierbei um kriegsverherrlichendes, antisemitisches und rechtsextremes Propagandamaterial aus der Nazi Zeit handelt. Richtig ist, dass der Betreiber dieser Seite selbst diesen Warnhinweis der Bundesprüfstelle in Bezug auf die Nazi-Lieder beifügte. Er hätte es nicht tun müssen, da diese Seite in Kanada registriert ist und sich somit der bundesdeutschen Gesetzgebung entzieht. Ausserdem hat als Administrator ja nur er die Möglichkeit so einen Warnlink in die Seite zu geben. Auch dieser Umstand, wäre er wahrheitsgetreu wiedergegeben worden, hätte einen völlig anderen Blickwinkel auf diese Internetseite ergeben. Denn von einer reinen Nazi Seite, die im Titel auf der ersten Seite des Tagblattes sogar als “Nazi- Material“ dämonisiert wurde, kann somit keine Rede sein. Abgesehen davon dürfte eine richtige Nazi Seite auch vom Design und der Aufmachung wohl etwas anders aussehen als diese Liedersammlung. Das wurde den Lesern auch vorenthalten. Die "Dolomiten" druckte nämlich kein Kopfbild dieser Internetseite ab, wodurch ihr wahrer Charakter allein schon optisch zum Vorschein gekommen wäre. Sehr wohl aber wurde ein Bildausschnitt mit einigen Nazi-Liedern und ausführliche Textzitaten derselben abgedruckt.

Bekannte Techniken der Manipulation...

In diesem “Nazi- Link Artikel“ lassen sich verschiedene Techniken der Manipulation und Desinformation wiederfinden. So wird neben der Manipulation mit Bildern, neben der Technik des medialen Überfalls, des Ausblendens von relevanten Informationen auch die Technik der Kriminalisierung konsequent angewendet. Mit dieser Technik wird über die Medien beabsichtigt, den Angegriffenen in der öffentlichen Meinung in ein schiefes Licht zu rücken, ihn zu diffamieren und stigmatisierend mundtot zu machen. Kein Thema eignet sich dafür besser als das geschichtlich schwer belastete Thema des Nationalsozialismus und den damit verbundenen Begriffen und Assoziationen. Der Nationalsozialismus steht aufgrund der von ihm begangenen Verbrechen gegen die Menschheit geradezu für das Böse schlechthin. Gelingt es also, jemanden mit dem Nationalsozialismus zu verbinden, ist er automatisch für einen Grossteil der Bevölkerung kriminalisiert  und nicht mehr tragbar. Diese Nähe muss unter Umständen nicht einmal glaubwürdig hergestellt werden. Allein blosse Anschuldigungen oder gezielt gestreute Gerüchte  - wie in diesem Fall das in einem Nebenartikel geschickt platzierte wiederhergezogene Gerücht zu nie bewiesenen  Wehrsportübungen einiger Jungschützen mit Vertretern der deutschen rechtsextremen Szene - gerechtfertigt oder nicht, können für den Propagandisten äusserst wirksam sein. Genau damit spielt die "Dolomiten".
Auffällig ist dabei auch die häufige Verwendung von Begriffen wie "rechtsradikal“, "rechtsextrem“ , "hetzerisch", "Hass“ oder "kriegsverherrlichend". Das sind Begriffe, die alles andere als den wahren Charakter des traditionsreichen Südtiroler Schützenwesens wiedergeben, jedoch von der "Dolomiten" im Artikel immer wieder gezielt bezugsherstellend zum Nationalsozialismus benützt werden. Es sind Begriffe, die im allgemeinen Verständnis zweifellos negativ besetzt sind und Angst machen. Die "Dolomiten" geht aber noch einen Schritt weiter und schürt gezielt diese Ängste. Am nächsten Tag erschien nämlich ein Leitartikel von Chefredakteur Toni Ebner. Wiederum auf der ersten Seite hiess es wortwörtlich:
"Ein paar Schützen spielen mit dem Feuer. Seit Monaten betreiben sie eine in Südtirol noch nie dagewesene Hetze....wenn dann auch die Komponente dazukommt, dass gewisse Kreise bei den Schützen mit der braunen Ideologie liebäugeln, dann hat sich ein Mix gebildet, der leicht entflammbar ist....Das Tagblatt der Südtiroler wird auch in Zukunft aufdecken, wenn braune Machenschaften im Schützenbund laufen."
Dass die "Dolomiten" in ihrer Tonart noch agressiver wurde, hat wohl auch damit zu tun, dass über das Internet auf der hompage des SSB inzwischen mit screenshots eindeutig dokumentiert werden konnte, dass auch viele andere Institutionen, ja sogar das Landesamt für Italienische Kultur die Seite "ingeb.org" als Link anführten. Selbst die linksorientierte und ansonsten den Schützen gegenüber sehr kritische Gruppierung Antifa Meran widmete dem Thema am gleichen Tag eine Seite auf ihrem Blog. Sie bezeichnete die polemische Berichterstattung als parteipolitische Schlammschlacht der AtheSVP, welche alles andere als mit objektiver Aufklärung zu tun habe. Weiters stellt die Antifa in ihrem Internetbeitrag fest:
"Es entspricht nicht den Tatsachen, dass die verlinkte Seite rechtsextremen Ursprungs ist. Neben einer Fülle von Volksliedern unterschiedlicher Couleur bietet die Homepage eben auch Nazilieder an - neben "Bella Ciao" und DDR-Musik....eine rechtsextreme Gesinnung lässt sich aber daraus weder von den Betreibern noch von solchen, die diese Homepage als ganze verlinken, ableiten."

Die "Dolomiten" liess sich von aufkeimender Kritik und berechtigtem Zweifel am Wahrheitsgehalt ihrer Berichterstattung nicht beirren. Die Tatsache, dass auch andere Institutionen einschliesslich eines Landesamtes der Provinz Bozen dieselben „Nazi-Links“ auflisteten, wurde über das "stol.it" Athesia Nachrichtenportal einfach dreist als Ablenkungsmannöver abgetan:
"Nach dem Motto „Ja es stimmt, ich war böse, aber andere sind es auch“ versucht sich der Schützenbund aus der Verantwortung für den Nazi-Link auf der eigenen Website zu stehlen."
Obwohl die Sache für die "Dolomiten" langsam anfing peinlich zu werden, legte sie hartnäckig nach und urteilte tribunalartig im Ton eines arroganten Machtorgans mit der direkten Gegenüberstellung von SVP Obmann Richard Theiner und Bundesgeschäftsführer des SSB Elmar Thaler: "Aufgestiegen" – "Abgestiegen" stand als Urteil über den Bildern. Beim Leser sollte kein Zweifel aufkommen, wer nach Ermessen der "Dolomiten" der Gute und wer der Böse sei.

Was veranlasste nun die "Dolomiten" zu dieser ungerechtfertigen und propagandistischen  Berichterstattung? Was waren die Hintergründe für diese Polemik, die in einer regelrechten Medienhetze gegen den Südtiroler Schützenbund ausartete?
Mehr dazu im IV. Teil.